Markt Pretzfeld in der Fränkischen Schweiz

Jüdisches Leben in Pretzfeld

Jüdisches Leben in Pretzfeld

Die ersten jüdischen Einwohner in Pretzfeld müssen schon vor 1326/27 dort gelebt haben, denn im Jahr 1326 bürgt ein Suezzlein von Pretzfeld in Nürnberg für dort neu aufgenommene jüdische Bürger. Um 1450 wohnen sieben Geldhändler in Pretzfeld. Aus der Zeit des Bauernkrieges gibt es keine Nachweise für die Existenz jüdischen Lebens in Pretzfeld, erst Mitte des 16. Jahrhunderts taucht der erste Jude wieder in den Akten auf.

Im Jahr 1592 wird der zugezogene Michael im Zehntregister als Inhaber eines Hauses genannt und damit erstmals ein Jude in Zusammenhang mit einem Haus fassbar.  Es ist das Haus, das heute als Vereinshaus in der Walter-Schottky-Straße bekannt ist.

Anfang des dreißigjährigen Krieges gibt es bereits mindestens 41 jüdische Familien in Pretzfeld. Der Großteil davon auf Lehen der Reichsritter von Stiebar, die sich neben den regulären Einnahmen aus dem Judenregal sich ihrer Schutzjuden auch als Geldgeber bedienten.

Die Verlagerung des Kriegsgeschehens in die Gegend veranlasst die Stiebars – sie waren protestantischen Glaubens – vor den nahenden kaiserlichen Truppen zu fliehen. Da sie die Schweden unterstützten, wurde das Schloss Pretzfeld wegen Hochverrat vom Bamberger Bischof konfisziert. Die Juden hatten damit ihren Schutzherren verloren und suchten Zuflucht in den nahegelegenen Städten. Mit Ende des dreißigjährigen Krieges wurden die von Stiebar wieder in ihre Güter eingesetzt.

Nach dem dreißigjährigen Krieg beginnt die Zahl der jüdischen Familien wieder anzusteigen, insbesondere auf Stiebarschen Lehen nimmt die Zahl schnell wieder zu.

Als Gegenleistung für die Finanzhilfen in Form von Schutzgeldern und Darlehen begünstigen die Stiebar das religiöse Leben ihrer Schutzjuden, indem sie ihnen Grund für den Bau der Synagoge, der Schule und einen Begräbnisplatz zur Verfügung stellen. So entstehen am Schloßberg wahrscheinlich bereits Mitte des 17. Jahrhunderts Synagoge und Schule der jüdischen Gemeinde. Auch eine bis heute erhaltene Mikwe befindet sich dort.

Ab dem 17. Jahrhundert entstehen zudem auf dem Grund des Markgrafen, der heutigen Judengasse, schmale Tropfhäuser. Sie bilden bald einen Großteil der Pretzfelder Judengemeinde.

Bei Einführung der Matrikel (Liste wohnberechtigter Juden) im Jahr 1813 werden für Pretzfeld insgesamt 17 jüdische Familien genannt.

Ihren Lebensunterhalt müssen die Juden, da ihnen sowohl der Landkauf als auch die Aufnahme in die Zünfte verboten ist, durch Klein- und Hausierhandel verdienen. Erst, als ab dem Jahr 1736 den Juden auch der Viehhandel gestattet wird, verbessert sich ihre wirtschaftliche Situation.

Durch das Toleranzedikt von 1813 werden Handwerk und Gewerbe für Juden geöffnet. Trotzdem gibt es für die Sicherung einer Existenz auf dem Land dafür zu wenig Möglichkeiten. Jüdische, aber auch christliche Bewohner, wandern aus und suchen vor allem in Amerika ihr Glück.

Mit der Auswanderung mehrerer Söhne der Familie Lang ab dem Jahr 1838 beginnt eine regelrechte Landflucht. Bis zum Jahr 1861 werden insgesamt 41 Emigranten erfasst. Durch die fehlende Existenzbasis für handwerkliche Berufe auf den Dörfern, wandern viele Juden in die nahegelegenen Städte wie Bayreuth, Fürth und Nürnberg ab.
Dies führt schon 1866 dazu, dass die Judengemeinde den Minjan (mindestens 10 für einen vollständigen jüdischen Gottesdienst erforderlichen im religiösen Sinne mündige männliche Juden) nicht mehr einhalten kann und die jüdische Gemeinde Pretzfeld offiziell aufgelöst wird.

Nach dem Tod des letzten Juden, Wolf Heller, im Jahr 1894 – er wird als letzter auf dem Judenfriedhof Pretzfeld beigesetzt – verkauft die Witwe den gesamten Besitz und siedelt nach Fürth über.
Die Synagoge wird kurz darauf von dem neuen Besitzer abgetragen, die Schule in eine Scheune umgewandelt. Lediglich die Mikwe bleibt erhalten und wird zur Wasserversorgung genutzt. Heute ist sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Ehemalige Synagoge Pretzfeld, nach einer Skizze von Curt Herrmann (Original Schloss Pretzfeld)